Redebeitrag 8. März ’23

Humanitäre Hilfe braucht Feminismus!

Wir sind ROSA! Wir solidarisieren uns mit FLINTA auf der Flucht, indem wir an Geflüchtetenunterkünften in Griechenland einen Saferspace aufbauen. Wir wollen hier die Möglichkeit nutzen, die Stimme für und mit jenen zu erheben, welche stumm und damit unsichtbar gemacht werden.

FLINTA auf der Flucht werden systematisch vergessen, insbesondere in Zeiten, die so voller Krisen sind wie in diesem Augenblick. Wir müssen uns daran erinnern, dass das Patriarchat ebenfalls eine Krise ist, und nur weil sie schon lange anhält und sie sich für uns schon wie Gewohnheit anfühlt, ist sie nicht weniger schlimm. Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute, Turbo-Kapitalismus und Klimawandel sind die Hauptfaktoren, warum Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Diese Fluchtursachen werden durch patriarchale Strukturen gestützt und kommen dadurch besonders brutal zum Vorschein. Vergewaltigung als Kriegsmittel, Zwangsprostitution von jungen Mädchen als Fluchtmittel, Mütter schneiden ihren Kindern die Haare ab und verkleiden sie als Junge, damit sie vor der Härte des Patriarchats geschützt sind. Das sind nur einige der Lebensrealitäten, die uns in unserem Saferspace begegnen und die uns deutlich machen, dass es mehr sichere Orte braucht. Dass Solidarität eine Möglichkeit ist, diese Realitäten anzuerkennen. An dieser Stelle wollen wir betonen, dass eben diese patriarchalen Strukturen herkunftsunabhängig sind. Egal, von wo die Menschen kommen und wo sie leben: Überall herrscht diese Krise mit.

Wenn FLINTA die Flucht antreten müssen, ist diese nicht unbedingt sicherer als ihre vorherige Lebensrealität, sodass sie auf zivile humanitäre Unterstützung angewiesen sind. Trotz zahlreicher Abkommen und Beschlüsse zum Schutz vor patriarchaler Gewalt auf der Flucht auf EU-Ebene, sieht die Praxis anders aus. „Feministische Entwicklungspolitik“ ist bisher nicht mehr als eine Floskel, die sich gut vermarkten lässt, hinter der am Ende wenig konkrete Maßnahmen stecken.

Wir als ROSA bekommen das jeden Tag in Griechenland vor Augen geführt: Denn immer noch gibt es diese Camps an den EU-Außengrenzen. Was wir beobachten ist der Bau brandneuer Hochsicherheitsgefängnisse, welche flüchtende Menschen direkt kriminalisieren anstatt 1. ein faires, schnelles Asylverfahren zu ermöglichen und 2. Menschen würdige und sichere Unterkünfte anzubieten.

Wir von ROSA fordern ein Ende dieser menschenunwürdigen Grenzpolitik! Und weil wir Humanitäre Hilfe ernst meinen, fordern wir Unterstützungsstrukturen, die eben eine angemessene Unterstützung für alle Geschlechter bedeuten, und damit auch die Anerkennung von patriarchaler Gewalt bedeutet.

Wir fordern eine bedingungslose Ablehnung dieser Gewalt!
Und solange sich nichts verändert, machen wir weiter!

Feminismus bleibt Handarbeit, für mehr Saferspaces überall!

 

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