Tätigkeitsbericht: News aus Griechenland

Die drei Camps, die wir aktuell anfahren, Ritsona, Oinofyta und Malakasa, sind mittlerweile fest in unserer Wochenstruktur verankert. Es ist schön zu sehen, dass viele bereits bekannte Frauen noch regelmäßig zu uns kommen aber auch immer einige neue Frauen an unseren Angeboten teilnehmen.

Nichtsdestotrotz müssen wir aktuell wieder viel umdenken und auch weiterhin neue Strukturen schaffen. Die ständige Rotation in der Crew, der schnelle Wechsel von Kälte zu Hitze sowie Veränderungen in den Camps stellen uns regelmäßige vor neue Herausforderungen. Den Temperaturwechsel versuchen wir erstmal mit mehr Schatten, Pavillons, nassen Tüchern, ruhigeren Spielen und viel Wasser zu überstehen. Auch die Sportworkshops haben wir fürs Erste verkürzt, zuerst wegen des Ramadans (im April) und jetzt auf Grund von Hitze (ab Mai). Gleichzeitig versuchen wir mehr Alternativen anzubieten, wie etwa Malen mit Händen und Füßen, Basteln und Werken mit Holz. Für die Gesprächskreise finden sich weiterhin neue Themen; als Letztes Zahnhygiene für Erwachsene und Kinder. Flexibel mussten wir auch in den wenigen Regentagen agieren, da wir unter diesen Umständen keine Angebote draußen aufbauen können. So wurde der Truck in diesen Tagen ein Kino, ein Dancefloor, oder ein Musikraum mit Gitarre und Tamburin. Außerdem wird gerade eine feministische Bibliothek mit Literatur in verschiedenen Sprachen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene für den neuen ROSA LKW zusammengestellt.

Die unterschiedlichen Bedürfnisse in den verschiedenen Camps werden immer eindeutiger, und wir versuchen, unsere Angebote an die entsprechenden Camps anzupassen.

Das Camp in Oinofyta stellt uns diesbezüglich vor die größten Hürden, da der aktuelle Platz, an dem wir den Safespace aufbauen direkt an einer Schnellstraße liegt. Für eine längere Zeit kamen nur wenige Frauen und Kinder zu unserem Platz, doch wir haben mit Plakaten im Camp auf unser Angebot aufmerksam gemacht und jetzt kommen auch in Oinofyta langsam mehr Frauen. Es wird sich zeigen, ob wir unseren Safespace „umparken“ müssen – doch in Oinofyta bleiben wollen wir auf alle Fälle, besonders weil es hier weniger staatliche Unterstützung, weniger NGOs, keine öffentliche Anbindung nach Athen und ein strengeres Campmanagement gibt. Die Bedürfnisse und Nöte der Menschen in Oinofyta sind noch drängender und grundlegender als in den anderen Camps.

In Malakasa erreichen wir mittlerweile viel mehr Frauen als zu Beginn, und auch die ersten Schwangeren kamen zu uns in den Medi-Raum. Besonders viel Spaß haben die Teenager in Malakasa an der Beauty- und Bastel-Ecke: Hier gibt es kreatives Malen, Nagellack, Ziersteinchen, Haarschmuck, und weitere Bastelangebote, wie zum Beispiel das gemeinsame Bauen einer Holzschatulle.

Besonders berührend und aufregend war das gemeinsame Iftar – das Fastenbrechen während des Ramadans (im April) -, das wir an manchen Abenden zu Sonnenuntergang gemeinsam mit den Frauen in unserem Safespace gefeiert haben. Alle haben etwas vorbereitet und mitgebracht, um dann gemeinsam zu essen und den Abend zu verbringen. Es wurde voller als erwartet, doch mit etwas zusammenrutschen war auch für die neuen Frauen unter dem Pavillon Platz. Mit Schwarztee und Shisha wurde in die Nacht gefeiert. Fast vergisst man, dass nur ein paar Meter weiter der Stacheldrahtzaun und das Militärgelände wachen.

In Ritsona konnten wir durch ein kurzfristiges Hilfsangebot einer anderen NGO von Augenärzt*innen, die in unserer Nähe geparkt haben, viele neue Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern erreichen. Wobei regelmäßig hauptsächlich die Frauen kommen, die die Sprache unserer Übersetzerin sprechen. Derzeit haben wir immer entweder eine Arabisch- oder eine Persisch sprechende Übersetzerin vor Ort. Mit den Französischkenntnissen im ROSA Team können wir außerdem auch mit Frauen aus dem Kongo kommunizieren, und medizinische Gespräche führen. Durch die Hilfe einiger Frauen im Camp können wir auch von Englisch, zu Arabisch, zu Kurdisch und zurück übersetzen, auch wenn es sich manchmal nach einer ganz schön langen „Stille Post“ Runde anfühlt. Wir sind uns der Wichtigkeit des Sprachverständnisses bewusst; für das Vertrauen der Frauen, aber auch die Professionalität der Beratungen und Workshops im Medi-Team. Wir hoffen, diese Diversität auch in Zukunft aufrechterhalten und noch besser ausbauen zu können, um mit möglichst vielen Frauen ins Gespräch treten zu können.

Schritt für Schritt festigt sich unsere Präsenz hier vor Ort, doch Vieles ist noch zu tun. Durch den stetigen Bedarf an Hygieneprodukten, Menstruationsartikeln und Verhütungsmitteln leeren sich langsam unsere Vorräte, und wir versuchen diese wieder fleißig durch Sachspenden nachfüllen zu können. Durch weitere Öffentlichkeitsarbeit und die Suche nach Unterstützer*innen hoffen wir, sowohl den Bedarf an Crew-Mitgliedern als auch an finanziellen Mitteln weiterhin decken zu können.

Besonders aufregend waren auch die Tage mit den Medien- und Kamerateams. Die Balance zwischen der Wichtigkeit von Öffentlichkeitsarbeit, und dem Bewahren des SafeSpaces, war herausfordernd. Oberste Priorität hat das Wohlbefinden der Frauen bei uns am ROSA LKW. Gleichzeitig wollen wir auf die prekären Verhältnisse und die Notwendigkeit von Hilfsprojekten aufmerksam machen. Hier versuchen wir so wenig Fokus wie möglich auf ROSA zu legen, sondern hauptsächlich die Frauen, die möchten, zu Wort kommen zu lassen.

Außerdem haben wir als Gruppe mit betreuter Supervision durch eine weitere NGO begonnen, um durch professionelle Begleitung der Crew mentale Entlastung schaffen zu können. Die Eindrücke vor Ort sind für die Unterstützenden mit einer gewissen psychischen Belastung verbunden. Obwohl dies in keinem Verhältnis zu der Situation der Frauen steht, möchten wir hier besondere Vorkehrungen treffen, da auch die Gesundheit der Crew für ein funktionierendes Projekt essenziell ist. Die ersten Wochen und Monate waren sehr dynamisch und verlangen ständige Evaluation, Feedback und Umstrukturierung. Das Team hier vor Ort in Griechenland, sowie auch in Deutschland, steht immer wieder vor neuen Herausforderungen, aber auch schönen und unvergesslichen Situationen. Wir bleiben flexibel und motiviert. Wir werden sehen, was die nächsten Monate bringen und wie sich ROSA in dieser Zeit weiterentwickeln kann.

Um ein langfristiges Projekt aufzubauen und sinnvolle, nachhaltige Unterstützung für Frauen auf der Flucht zu organisieren, brauchen wir weiterhin Eure Hilfe!

 
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